Artikel im Dingolfinger Anzeiger vom 10. Juni 2025

Das Teufelsding aus Dingolfing
Die Goggo- und Glasfahrer-Gemeinschaft Dingolfing lud zum 70. Geburtstag des Kultautos

Von Franziska Schütz und Christina Kipferling

Der Stein, der uns zu groß ist, den heben wir nicht“, das soll Hans Glas einst über seine Unternehmensphilosophie gesagt haben. Der Stein, den die Goggo- und Glasfahrer-Gemeinschaft Dingolfing in den letzten zwei Jahren versucht hat, gemeinsam zu heben, war durchaus schwer. Aber dennoch ist es gelungen: Die Sonderausstellung zu 70 Jahren Goggomobil konnte am Samstagmorgen im Beisein der Schirmherren Landrat Werner Bumeder und Bürgermeister Armin Grassinger sowie einiger Stadtratsmitglieder feierlich eröffnet werden. Dabei war die Veranstaltung vor allem eine Hommage an Hans Glas und eine Erfindung, die sowohl die Geschichte als auch die Heimat geprägt hat: das Goggomobil.

Dass Dingolfing heute anders wäre, wenn Hans Glas damals nicht diese eine zündende Idee gehabt hätte, darüber waren sich alle Festredner einig. Erster Redner war Zweiter Vorsitzender Torsten Thanner, der die Geschichte der Hans Glas GmbH beleuchtete: „Man hatte die ganze Welt als Absatzmarkt entdeckt. Das Goggomobil wurde in Dingolfing, aber auch in Spanien, Australien und Argentinien gebaut. Wir feiern den Geburtstag eines weltberühmten Dingolfinger Kindes. In Dankbarkeit halten wir so die Erinnerung an die Mitarbeiter der Hans Glas GmbH am Leben, die unser aller Leben positiv beeinflusst haben.“ Weiter ging er auf die Lebens- und Unternehmensphilosophie des Gründers Hans Glas ein und betonte: „Immer dann, wenn Tradition auf Innovation trifft, entsteht etwas Wunderbares.“

Vom Goggoroller bis zum Glaserati

In der Sonderausstellung zum 70-jährigen Jubiläum sollte dann mit einem modernen Konzept über die Vergangenheit erzählt werden. Dabei wartete auf die Besucher eine ganze Reihe an verschiedenen Fahrzeugen, vom Goggoroller bis zum Glaserati. Mit Fotografien auf großen Leinwänden sowie Video- und Tonaufnahmen verwandelten die Verantwortlichen in zweijähriger Vorbereitung die Marco-Sturm-Eishalle in ein wahres Glas-Museum. Erklärtes Ziel: „Das damalige Lebensgefühl transportieren.“

Im Anschluss an die Rede von Torsten Thanner gab es dann ein Geburtstagsständchen für das Goggomobil, musikalisch unterstützt von den Dingolfinger Stadtmusikanten.

Schirmherr Landrat Werner Bumeder wusste gleich zu Beginn seiner Grußworte von einem kuriosen Bild zu berichten: Er hatte auf dem Weg ein Goggo-Cabrio gesichtet, das wohl kein Dach zum Schließen hatte – und deswegen mit Regenschirmen als provisorischer Überdachung durch Dingolfing tuckerte. Doch der Weg hatte sich definitiv gelohnt, wenn man Bumeders Ausführungen über die Ausstellung lauschte: „Eine Ausstellung, bei der einem das Herz aufgeht. Der Goggo- und Glasfahrer-Gemeinschaft gilt dafür ganz großer Respekt und man kann hierzu nur gratulieren.“ Denn die GfG lebe diese Kultur und Tradition, auch indem sie die Öffentlichkeit über das Pfingstwochenende an diesem Hobby teilhaben ließ.

„Der 70. Geburtstag des Goggomobils verpflichtet dazu, auch an Hans Glas zurückzudenken“, appellierte Bumeder. „Er kombinierte höchste Ingenieurskunst zur damaligen Zeit mit Unternehmergeist und hat dadurch die Mobilität für die Bevölkerung greifbar gemacht.“ Das sei ein Meilenstein in der deutschen, europäischen und internationalen Geschichte gewesen, durch den sowohl die Mobilität und die Heimat als auch der bis heute vorhandene Wohlstand geprägt wurden.

Dabei war es dem Pionier Hans Glas auch ein Anliegen, für seine Mitarbeiter da zu sein. So kam es auch mal vor, dass er beispielsweise einen Vorschuss gab, um die Finanzierung eines Hauses oder den Erwerb eines Grundstücks zu ermöglichen. „Diese Kombination macht den Erfolg damals wie heute aus“, war sich Werner Bumeder sicher. „Wir brauchen Unternehmer, wir brauchen die Industrie und als moderne Gesellschaft brauchen wir auch den Sozialstaat.“ Deswegen sei Hans Glas bis heute ein großes Vorbild.

Nostalgie, Erinnerung und ganz viel Herzblut

„Wenn wir hier in Dingolfing den Namen Hans Glas hören, denken wir unweigerlich an das Goggomobil. Diese Erfindung war ein kleiner Schritt mit einem kleinen Auto, aber ein sehr großer Schritt für unsere Region“, erinnerte Schirmherr Bürgermeister Armin Grassinger an den Ehrenbürger, der die Stadt und ihre Entwicklungen geprägt hat.

„Das Goggo ist ein Stück Heimat – es hat nicht nur einen Platz in irgendeiner Garage, sondern im Herzen“, beschrieb er den Status des Kultautos, das mit „Nostalgie, Erinnerung und ganz viel Herzblut“ verbunden sei. Die Sonderausstellung bringe der Öffentlichkeit dabei ein Stück Zeitgeschichte näher. Dass das Goggomobil auch heute noch die Menschen begeistert, liegt laut Grassinger vor allem an der Arbeit der Goggo- und Glasfahrergemeinschaft, die auch für dieses Jubiläum zwei Jahre lang mit Planungen beschäftigt war. Mit Erfolg, wenn man sich die Kennzeichen an den Glas-Fahrzeugen anschaue, die extra für das Jubiläum angereist waren. „1955 rollte das erste Goggomobil der Hans Glas GmbH vom Band – und somit auch die Mobilität für jedermann“, fasste der Bürgermeister zusammen. Plötzlich gab es beispielsweise Urlaubsfahrten in die Berge oder ans Meer. Er zeigte sich froh darüber, dass dank des Einsatzes der GfG dieses Lebensgefühl bis heute erhalten bleibt: „Es freut mich, dass wir an diesem Pfingstwochenende das Schnattern und den Benzingeruch am Pfingstwochenende genießen dürfen. Das löst bei den Gästen sicherlich auch einige Erinnerungen aus.“

Als Zeichen seiner Anerkennung überreichte er dem Ersten Vorsitzenden Heribert Füchsl ein Objekt der Isargilde-Künstlerin Jutta Wimmer: Ein Glas-Goggo in Bronze-Guss. Im Gegenzug erhielten die beiden Schirmherren passenderweise einen Schirm im Goggo-Design sowie ein informatives Übersichtsprogramm zu den verschiedenen Typen der Glas-Fahrzeuge.

Hupend quer durch die Stadt

Diese konnte man sich am Sonntagmittag im Isar Wald Stadion in echt anschauen. Mehr als 250 Teilnehmer, darunter aus Australien, Argentinien, den USA, Finnland und Nachbarländern Deutschlands, hatten ihre Gefährte dort nebeneinander aufgereiht. Um Punkt 13 Uhr setzte sich die Fahrzeugkolonne in Bewegung. Hupend und winkend zog es den Korso durch die Fischerei, weiter in die Obere Stadt, weiter über Teisbach bis zum Zielpunkt, dem BMW-Werk 2.40 für ein gemeinsames Pressefoto. Unterwegs standen zahlreiche Zuschauer winkend am Wegesrand, die von den Goggo-Fahrern hupend gegrüßt wurden. Kurz vor 14 Uhr, es waren noch nicht alle Teilnehmer am BMW-Werk eingetroffen, wurde es derart windig und regnerisch, dass der Treffpunkt aufgelöst wurde und der Korso weiterfuhr.

Bürgermeister Armin Grassinger überreichte ein Bronze-Goggo. Foto: Franziska Schütz
Die Schirmherren Landrat Werner Bumeder und Bürgermeister Armin Grassinger gemeinsam mit der Vorstandschaft. Foto: Franziska Schütz
Die Dingolfinger Stadtmusikanten spielten ein Geburtstagsständchen. Fotos: Toni Schröttner
Die Marco-Sturm-Eishalle verwandelte sich in ein Glas-Museum.

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