Uralt-Wagen mit Öko-Antrieb
Artikel mit freundlicher Genehmigung: Landauer Neue Presse Donau-Isar-Presse-GmbH
Goggo-Fan (56) stattete sein Fahrzeugmit einemElektromotor aus – Kosten 25 000 Euro – Als nächstes packt er den Jakobsweg
Von Laura Damnitz Dingolfing-Landau. Kaum zu übersehen steht es leuchtend blau vor dem Haus von Manfred Dittrich in Kröning (Landkreis Landshut): Sein Goggomobil. Steigt man in das Goggo ein, bemerkt man sofort die Batterien auf der Rücksitzbank. Und wenn sich das kleine Auto in Bewegung setzt, merkt man auch als Laie, dass das kein gewöhnliches Goggomobil ist, wie man es von früher kennt. Denn im Heck ist statt eines Zweizylinder-Zweitaktmotors ein Elektromotor. Die Idee kommt dem 56-jährigenMitglied der Goggo- und Glas- Fahrer-Gemeinschaft (GFG) in Dingolfing vor knapp drei Jahren, als der Elektroantrieb noch neues Feld in der Automobilbranche ist. „Warum nicht einfach alt und neu miteinander kombinieren“, fragt sich Dittrich und beginnt kurzerhand mit dem Umbau. „Wenn das passt, das wäre eine Riesensache.“ Und es passt. Das Auto gibt kaum einen Ton von sich, schwebt nahezu über die Straßen und auch der erwartete Benzin- Geruch bleibt aus.

1954 stellte die Firma Hans Glas den ersten Goggo vor

Das Goggo ist das erste Automobil der Hans Glas GmbH in Dingolfing, welche 1883 als Landmaschinenfabrik gegründet wird. 1954wird der Wagen auf der internationalen Fahrrad- und Motorrad- Ausstellung (IFMA) in Köln vorgestellt, bereits ein Jahr später in 36 Länder exportiert. Täglich werden 170 Fahrzeuge hergestellt. Die Bezeichnung „Goggo“ hat einen familiären Hintergrund: Es ist der Kosename eines Enkels von Hans Glas. Manfred Dittrich ist schon lange Goggo-Fan. Bereits in jungen Jahren entwickelt er eine Leidenschaft für das kleine Automobil. Vor über 30 Jahren kauft er sich sein erstes Goggomobil und restauriert es mit kleinen Mitteln. Zu diesem Zeitpunkt tritt er auch der Goggo- und Glas-Fahrer-Gemeinschaft bei. Danach legt er eine Goggo-Pause ein und widmet sich der Familienplanung. Vor wenigen Jahren flammt seine Leidenschaft dann wieder auf. Dittrich lackiert sein Goggo knallrot. 2015 machen ihn andere Vereinsmitglieder auf ein Goggo in Deggendorf aufmerksam, das zum Verkauf steht. Dittrich schlägt zu und schraubt auch an diesem Goggo herum. Für sein zweites Goggo hat er sich etwas ganz besonderes überlegt. „Mein Obergedanke war der Versuch, einen Elektromotor zu integrieren“, erzählt Dittrich. Unterstützung bekommt er von Heiko Fleck aus Pfarrkirchen, der Tüftler ist bekannt dafür, Oldtimer mit Elektro-Motoren auszurüsten. „Ich fuhr zu ihm, legte den alten Motor auf den Tisch und fragte ihn, ob wir stattdessen einen Elektromotor einbauen könnten“, erinnert sich Dittrich. Er bekommt das Okay für seine Idee und die nötige Unterstützung bei der Auswahl der Komponenten. Viele Teile für das Goggomobil sind einzeln erhältlich. Knappe zwei Jahre investiert Dittrich in sein E-Goggomobil. 1500 bis 2000 Arbeitsstunden, zwei bis drei Stunden täglich und das neben seiner Schichtarbeit als Elektriker bei BMW Dingolfing. Die Restaurierung verlangt viel Geduld. „Am Anfang war alles nur Rost“, sagt Dittrich. Als Werkstatt dient ihm seine Garage, eine Hebebühne gibt es nicht. „Das Goggo wurde ganz einfach auf eine Matratze gelegt.“ Alles wird auseinandergebaut und jedes Einzelteil mühevoll ausgetauscht, der Bremsblock durch einen neuen ersetzt. „Man muss sehr genau vorgehen, weil man ja auch eigenverantwortlich im Straßenverkehr unterwegs ist“, sagt Dittrich beim Durchblättern seines Fotobuches, in dem er jeden Schrittmit der Kamera festgehalten hat. Sohn Michael, der in einer Autowerkstatt seine Ausbildung macht, hilft seinem Vater tatkräftig.

Für seine Ideen bekam er Geld von BMW

Die Kosten liegen bei etwa 25 000 Euro für den gesamten Erstumbau. Dittrich finanziert alles aus eigener Tasche, seine Erfahrungen und Ideen zur Stromeinsparung gibt er gegen Geld an den „Ideenspeicher“ von BMW weiter. Damit er kann er etwa die Hälfte der Kosten finanzieren. „Ich wollte, dass ein Teil zusätzlich von mir dazu kommt, durch meine besonderen Anstrengungen im Betrieb“, sagt Dittrich. Er erlebt auch Rückschläge während des Umbaus. Wenn etwas nicht klappt oder kaputt geht, sind schon mal einige Stunden oder sogar Tage Arbeit umsonst. „Bei so viel Genauigkeit vom TÜV kommt man schon manchmal ins Grübeln“, gibt Manfred Dittrich offen zu. Das Goggomobil darf das Höchstgewicht von 720 Kilogramm nicht überschreiten und im Straßenverkehr nicht schneller als 70 Stundenkilometer unterwegs sein. „Man fährt aber eh nicht gern zu schnell, weil sonst die Lenkung unruhig wird“, sagt Dittrich. Die Innenlackierung übernimmt Manfred Dittrich selbst, zur Außenlackierung und letzten Verbesserungen fährt er den Kleinwagen zu Michael Haslbeck nach Frichlkofen. Bei solchen Fahrten führt Dittrichs Weg, wenn möglich am Glas-Denkmal in Dingolfing vorbei. „Der geschichtliche Hintergrund darf nicht vergessen werden“, findet er. Nach der Restaurierung beginnt die eigentliche E-Umrüstung, Dittrich ist zuversichtlich, sein Ziel nah. Der gebläsegekühlte Zweizylinder-Zweitaktmotor wird durch einen Elektromotor ersetzt. Auch für ihn als Elektriker ist das eine Herausforderung. „Der ganze Umbau war für mich auch Neuland, aber das lernt man alles“, erzählt der 56-Jährige. Aber für ihn gibt es jetzt kein Zurück mehr.

Aufladen dauert vier Stunden

Durch den TÜV kommt das Goggomobil ohne Probleme. Die erste Fahrt im November 2016 führt vorbei am Glas-Denkmal zurück zum Entstehungsort des Goggos. Im Stadtverkehr kommt Manfred Dittrich gut zurecht, erkennt auch den ein oder anderen Vorteil, den er durch sein kleines Elektromobil hat. Mit einer Reichweite von 80 Kilometern ist das E Goggomobil für Alltagsfahrten geeignet. Aufgeladen wird es am Stromnetz zu Hause, vier Stunden dauert es, bis das Goggomobil vollständig aufgeladen ist. Viele Leute lächeln, sobald Manfred Dittrich mit seinem blauen E-Goggo durch die Straßen fährt. „Man sieht ihnen an, dass sie sich zurückerinnern, wenn sie das Goggo sehen“, freut er sich. „Der ein oder andere wird sich auch wundern, warum es so leise ist und nicht stinkt.“ Auch jetzt arbeitet Manfred Dittrich noch an Feinheiten. „Man ist immer weiter dran, es gibt immer wieder kleinere Restprobleme zu verbessern.“ Seine Arbeiten hat Manfred Dittrich dokumentiert. In dem Buch „50 Jahre BMW in Dingolfing“ hat er einen Platz in der Sparte „Zukunft“ erhalten, worüber er sich besonders freut, denn „es hätte ja auch schief gehen können“. Mittlerweile hat Manfred Dittrich, der auch Mitglied bei den Schützen und im Gartenbauverein ist, wiedermehr Zeit für anderes. Bald geht er den Jakobsweg nach Spanien – barfuß. Bis dahin sieht man noch in seinem blauen E-Goggo vorbeifahren


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